April 14, 2024

Warum wir nicht mehr jedes Tier gegen Tollwut impfen …


Warum wir nicht mehr jedes Tier gegen Tollwut impfen …


Ich kann mich auch noch an die roten Schilder unter den Ortsschildern erinnern mit „Tollwut gefährdeter Bezirk“, doch das ist lange her. Dank der oralen Impfköder besonders für Füchse, die in den 80er Jahren ausgelegt wurden, hat sich vieles geändert.
Seit 2006 ist Tollwut bei Wildtieren und Haustieren in Deutschland nicht mehr aufgetreten.

Jede Impfung, so gut sie auch getestet und verträglich ist, bedeutet eine Belastung für das Tier.
Grundsätzlich gilt in unserer Praxis: „So viel wie nötig und so wenig wie möglich!“
Deswegen gehört die Tollwut-Impfung nicht mehr in unser Standart-Repertoire.

  • Wenn Sie mit dem Hund oder der Katze ins Ausland wollen, also über die Grenze fahren und wieder zurück nach Deutschland wollen, ist eine Tollwutimpfung nach wie vor Pflicht.
  • Wenn Sie sicherheitshalber weiterhin eine Tollwutimpfung für Ihr(e) Tier(e) wollen, ist das überhaupt kein Problem, dann impfen wir natürlich auch gegen Tollwut.
  • Wenn sich die Gefährdungslage in Deutschland hinsichtlich der Verbreitung von terrestrischen Tollwut ändert, ist mit einer Impfung nach 4 Wochen der Impfschutz wieder da.
  • Wenn sich die Einschätzung der für uns ausschlaggebenden Kommission (Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut) ändert, ändern wir natürlich dementsprechend auch unsere Standart-Impf-Empfehlung.

Doch zur Zeit besteht eben keine grundsätzliche Impfempfehlung mehr für Tollwut innerhalb Deutschlands. 

Letztlich ist es Ihre Entscheidung, ob Ihr Tier (Hund oder Katze) weiterhin gegen Tollwut mit geimpft werden soll oder nicht, bzw. ob Sie mit dem Tier außerhalb von Deutschland in den Urlaub fahren wollen.

Tollwut

„Eine Impfung gegen Tollwut gilt nur noch als Non-Core-Vakzinierung, da die terrestrische Tollwut in Deutschland getilgt ist. Aufgrund der Tollwutfreiheit ist die flächendeckende Impfung von Hunden nicht mehr erforderlich. Auch für Jagd- und Arbeitshunde besteht kein erhöhtes Risiko mehr, mit einem tollwütigen oder seuchenverdächtigen Tier in Kontakt zu kommen. Allerdings sieht die nationale Tollwutverordnung zum Schutz von Menschen und Tieren bislang unverändert massive, behördliche Maßnahmen für den theoretisch möglichen Fall vor, dass ein nicht gegen Tollwut geimpfter Hund mit einem tollwütigen oder seuchenverdächtigen Tier in Kontakt kommt. Geimpfte Hunde dürfen in diesem Fall dagegen unter behördlicher Beobachtung zu Hause gehalten werden. Eine Impfung entsprechend der Herstellerangaben ab einem Lebensalter von 12 Wochen ist für diese Besserstellung gemäß Tollwutverordnung ausreichend. Die Impfung nach Herstellerangaben ist auch für Hunde erforderlich, die innergemeinschaftlich verbracht werden oder die ihre Besitzer auf grenzüberschreitenden Reisen begleiten sollen. Für Reisen in bestimmte Länder außerhalb der Europäischen Union wird darüber hinaus der Nachweis eines Antikörpertiters von ≥ 0,5 IE/ ml gefordert. Eine Grundimmunisierung bestehend aus drei Impfungen im Alter von 12 und 16 Wochen sowie 15 Lebensmonaten erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Tiere einen derartigen Antikörpertiter erreichen. Ein derartiges Impfschema dient nur dazu den erforderlichen Antikörpertiter zu erreichen. Es geht über die Anforderungen der Tollwutverordnung hinaus.“

Faktenlage zur Tollwut in Deutschland:

  • 2001 war ein Marder der letzte Tollwutfall in Deutschland. 
  • 1990 der letzte Mensch in Deutschland durch einen Tierbiß (Fuchs) an Tollwut verstorben.
  • 2007 der letzte Mensch in D an Tollwut erkrankt durch Hundebiss in Marokko.
  • Keine akute Tollwut-Gefahr für Mensch und Hund (und Katze) in Deutschland.
  • In Fledermäusen ist die aviäre Tollwut durchaus noch verbreitet nachweisbar, eine Ansteckung durch Fledermäuse jedoch höchst unwahrscheinlich.
  • In den letzten Jahrzehnten gab es insgesamt 5 Tollwutfälle bei Säugetieren in ganz Europa durch das Fledermaus-Tollwutvirus.
  • Tollwut gehört laut Stiko Vet seit 2021 nicht mehr zu den sog. „Core-Impfungen“ in Deutschland für Hunde und Katzen

Tollwutgefahr besteht weiterhin:

  • Bei Kontakt mit Fledermäusen auch in Deutschland

Unser momentanes Impfschema:


Als Grundimmunisierung der Welpen gelten alle Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren. Folgende Impfungen werden für das entsprechende Lebensalter empfohlen:

8.       Lebenswoche: Parvovirose, Staupe, Leptospirose (Bei uns nur in Zuchten)
12.     Lebenswoche: Parvovirose, Staupe, Leptospirose [+Parainfluenca & HCC im Kombiimpfstoff]
16.     Lebenswoche: Parvovirose, Staupe (+Tollwut bei Auslandsreisen) 
[+Parainfluenca & HCC im Kombiimpfstoff]
15.     Lebensmonat: Parvovirose, Staupe, Leptospirose 
[+Parainfluenca & HCC im Kombiimpfstoff]

Wiederholungsimpfungen je nach Stiko-Empfehlungen, Herstellerangaben, Infektionsdruck, Verfügbarkeit der Impfstoffe, Besitzerwünsche oder Auslandsreisen

  • Leptospirose: zwingend jährlich
  • Staupe: alle 2 – 3 Jahre – hier bei uns machen wir das auch jährlich wegen der aktuellen Seuchenlage
  • Tollwut: entweder gar nicht oder alle 2 – 3 Jahre bei Auslandsreisen
  • Borreliose: nur auf ausdrücklichen Wunsch
  • Leishmaniose: wenn Sie in den Urlaub in Südliche Länder fahren wollen
  • Herpesviren: nur nach Bedarf und Wunsch
  • Dermatophyten: nur nach Bedarf und Wunsch


Zusätzlich, der Vollständigkeitshalber, empfehlen wir dringend eine ganzjährige Prophylaxe gegen Flöhe / Zecken und Milben vorzunehmen und je nach Gegebenheiten etwa alle 3 Monate eine Wurmkur.

Weitere Links zum Thema Tollwut:


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