Der besondere Fall – tragisch oder doch mit Happy End?
Heute kam eine neue Kundin in die Sprechstunde mit dem Vorbericht, dass die Katze mitten in der Geburt sei und es nicht weiter geht.
Bei der Erhebung der Anamnese stellte sich dann heraus, dass es sich um eine „halbwilde“ Katze handelt, die gestern das erste Kitten zur Welt gebracht hat, welches sofort von uns als „lebensschwach“ eingestuft werden musste und es jetzt mit der Geburt irgendwie nicht weiter geht.
Bei der ersten Untersuchung war sofort der Kopf eines weiteren totes Kätzchens im Geburtsweg zu sehen, welches manuell entwickelt wurde. Im Bauchraum wurden weitere lebende Früchte gefühlt.
Zudem wurde eine tiefe alte Bauchwunde mit Fliegenmadenbefall vorgefunden.
Der „Besitzer“ meinte daraufhin, dass hätte er zwar gesehen, es aber für die „Geburtsöffnung“ gehalten …
Die Mutterkatze hatte noch eine Temperatur von 35°C, war stark abgemagert, halb von Innen heraus aufgefressen und lag praktisch schon im Sterben.
Das gestern geborene Kitten ist also praktisch nicht versorgt worden, konnte nicht gewärmt werden, und ob überhaupt Milch vorhanden war bzw. ob es schon jemals etwas getrunken hatte, ist fraglich.
In einem schnellen Notkaiserschnitt unter Vollnarkose konnten noch 2 lebende Kätzchen gerettet werden, bevor das Muttertier zum „nicht mehr aufwachen“ gebracht wurde.
Die beiden Kätzchen wurden von uns reanimiert und massiert bis zum ersten „Miau“! das gestrige Kätzchen zeigte sich weiterhin deutlich lebensschwacher mit weniger Körperspannung und Bewegung.
Glücklicherweise hat sich die erste Vorsitzende des Vereins „Tierfreunde Wendland e.V.“ bereit erklärt, die 3 überlebenden kleinen Kätzchen aufzunehmen und zu päppeln, bis eine andere Katze, die zur Zeit dort hochtragend betreut wird, wirft und als Amme herhalten kann. (–> https://www.facebook.com/tierfreundewendland).
Gestern kamen 3 neugeborene Kätzchen zu uns. Ihre noch sehr junge Mutter musste aufgrund einer schwerwiegenden nicht…
Wie leider zu erwarten war, ist das erste Kitten kurz darauf leider verstorben. Es zeigte überhaupt keinen Saugreflex mehr …
Was kann man daraus lernen? Was hätte anders laufen sollen?
Es muss immer wieder darauf hingewiesen werden, dass eine „wilde“ Katze zu füttern dazu führt, dass man auch die Verantwortung für das Tier übernimmt. Dazu gehört, sich das Tier genau anzusehen, zu versorgen, gegen Parasiten zu behandeln, kastrieren, chippen und impfen zu lassen und bei Problemen rechtzeitig zum Tierarzt zu gehen.
Zudem gehört es grundsätzlich zur Sorgfaltspflicht, dass man sein Haustier auch täglich anfasst oder zumindest kritisch anschaut, ob alles OK ist.
Gerade bei Heimtieren verdeckt das Fell oft eine Abmagerung, die man hätte fühlen können. Aber auch Katzen sind Meister im Verbergen von Schmerzen und Problemen. Da muss man schon mal genauer hinsehen.
Nur weil ein Tier ja „noch frisst“, bedeutet das nicht, dass es gesund ist.
Wenn man das Gefühl hat, dass man überfordert ist, nicht genau weiß, was zu tun ist, nicht wirklich Ahnung hat oder sich nicht sicher ist, sollte man sich rechtzeitig fachkundige Hilfe hohlen.
Und grundsätzlich sei auch noch einmal daran erinnert, das ein Tierschutzverein eine gemeinnützige Organisation von Menschen ist, die freiwillig und unentgeltlich in ihrer Freizeit für die Tiere da sind.
Es ist kein Dienstleistungsunternehmen, welches zu irgendetwas verpflichtet ist, oder worauf Menschen Anspruch hätten, die selbst nicht bereit sind, sich um ihre Tiere zu kümmern.
Jeder von meinen Leser kann gerne helfen beim Fangen, Fahren, Aufpäppeln, Vermitteln oder Tiere als Pflegestelle oder im neuen zu Hause aufnehmen! Sie dürfen aber auch einfach nur Spenden
Wie geht es weiter?
Die beiden verbliebenen Kitten scheinen zur Zeit noch munter und gesund zu sein, obwohl eine Handaufzucht immer komplizierter und risikoreicher ist.
Danach werde die Tiere natürlich versorgt, geimpft, gechippt, später kastriert und gegen Schutzgebühr in liebevolle Hände abgegeben.
Da sie jetzt vom ersten Tag an in menschlicher Obhut aufwachsen, werden es auch keine „wilden“ Katzen, sondern ganz normale Hauskatzen sein.
Glück und Unglück liegen eben oft sehr dicht beieinander…
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